Freitag, 27. April 2018

Warum die Feiertage so schwer sind, wenn man ein Sternenkind hat - was Ihr tun könnt

Warum die Feiertage so schwer sind, wenn man ein Sternenkind hat - was Ihr tun könnt. Für Eltern eines Kindes, das viel zu früh, also vor, während oder nach der Geburt gestorben ist, sind die Feiertage oft unerträglich schwer. Auf Küstenkidsunterwegs erzähle ich Euch, warum das für uns der Fall ist und was man an solchen Tagen tun kann, um sie zu überstehen.

Moin, Ihr Lieben!
 
Vielleicht kennt Ihr das: Wenn man ein Sternenkind hat, also ein Kind, das viel zu früh gegangen, das vor, während oder nach der Geburt gestorben ist, sind die Feiertage oft unerträglich schwer. Jedenfalls geht mir das so, seit wir unsere Küstensternchen verloren haben. Besonders wenn es um solche Tage wie Weihnachten oder den Muttertag geht, fürchte ich oft schon ihr Herannahen. Anstatt die freien Tage zu genießen, bin ich zugegebenermaßen froh, wenn sie vorüber sind.
 
Warum das so ist, wie wir damit umgehen und was Ihr als Sterneneltern bzw. verwaiste Eltern an den Feiertagen tun könnt, erzähle ich Euch im heutigen Blogpost.
 
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Warum die Feiertage so schwer sind, wenn man ein Sternenkind hat - was Ihr tun könnt. Ostern, Muttertag, Pfingsten - gerade die freien Tage belasten Sterneneltern oft und sind schwierig zu überstehen. Auf Küstenkidsunterwegs erzähle ich Euch, was Ihr an solchen Tagen tun könnt, wenn Ihr ein Sternenkind habt bzw. eine Fehlgeburt hattet.

Warum die Feiertage so schwer sind, wenn man ein Sternenkind hat - was Ihr tun könnt
 
Darum sind die Feiertage für Sterneneltern oft unerträglich schwer
 
 Ganz ehrlich: Seit unseren Fehlgeburten, seit wir unsere Sternenkinder in der Schwangerschaft gehen lassen mussten, finde ich die meisten Feiertage einfach schrecklich. Oder besser gesagt, sie fallen mir schrecklich schwer. Kaum ist Ostern vorbei, droht schon der Muttertag; der ist besonders schlimm. Und dann kommen noch mehrere lange bzw. verlängerte Mai- und Juni-Wochenenden mit dem Tag der Arbeit, Himmelfahrt und Pfingsten. "Juchhe!" rufen viele, denn das ist die Gelegenheit, frei zu nehmen und es sich richtig gut gehen zu lassen. Und Weihnachten ist das Familienfest schlechthin.
 
Doch mir graut vor den vielen Feiertagen. Dabei habe ich gar nichts gegen die schönen Anlässe und Traditionen, die sie mit sich bringen. Im Gegenteil, ich mag z.B. Ostern mit Osterüberraschungen, all der Deko und der Eiersuche sehr, auch wenn sie dieses Jahr bei uns im Schnee stattfinden musste. Und dem Weihnachtsfest habe ich seit meiner eigenen Kindheit regelrecht entgegen gefiebert. Doch seit unsere Küstensternchen gegangen sind, ist da trotz all der Fröhlichkeit und Geschäftigkeit eine Leere und Traurigkeit, die gerade an diesen besonderen Festtagen kaum überbrückbar erscheint. Denn jemand - inzwischen sogar mehrere "jemande" - fehlen in unserer Familie.
 
Ja, ich muss zugeben, mir fehlen unsere verstorbenen Babys weiterhin ganz schrecklich, auch wenn wir zwei wunderbare, quicklebendige Küstenkinder haben, für die ich jeden Tag froh und dankbar bin. Doch auch die Sternenkinder, obwohl wir sie schon früh verloren haben, sind unsere Kinder. Sie werden von Herzen geliebt und gehören einfach zu uns.
 
Und an den Feiertage wird ihr Fehlen besonders spürbar: Weil uns der Alltag weniger in Atem hält, der zwar manchmal turbulent, aber auch hilfreich bei all der Trauer ist. Und weil wir mehr Zeit haben; Zeit, die wir als Familie gern zusammen, unterwegs auf Ausflügen und mit schönen Erlebnissen verbringen. Da hätten wir unsere Babys so gern dabei: Im Kinderwagen geschunkelt, ins Tragetuch gekuschelt, sicher an der Hand oder frei vorneweg tobend, zusammen mit ihren Geschwistern. Wie gern würden wir ihnen die Welt zeigen und die freie Zeit gemeinsam genießen!
 
Das wird jedoch niemals der Fall sein. Stattdessen ist da immer eine Lücke, eine Abwesenheit spürbar und die Frage nach dem "Was-wäre-wenn". Ja, was wäre, wenn wir gemeinsam Ostereier suchen, den Tierpark erkunden, zusammen mit der Fähre übersetzen könnten? Wie wäre es, wenn ich beim Leerfuttern des Picknickkorbs noch ein kleines Babys stillen und es danach mit großen Augen den Möwen beim Aufsteigen in die Lüfte zusehen würde? Wie wäre es unter'm Weihnachtsbaum mit noch einem oder sogar mehreren Kindern mehr? Wie wäre unsere Familie heute, wenn wir unsere Kinder im Arm halten dürften, statt sie am Grab zu besuchen?
 
Auf diese Fragen wird es nie eine Antwort geben. Die kurze gemeinsame Vergangenheit und die wenigen Erinnerungen, die wir haben, lasten schwer auf meinen Schultern. In der Gegenwart reißen sie eine schmerzhafte Lücke, und eine Zukunft zusammen haben wir nicht. Das alles wird an den Feiertagen besonders deutlich und drückt mir sehr auf's Herz.
 
Dennoch liebe ich meine verlorenen Kinder und werde sie immer lieben.
 
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Warum die Feiertage so schwer sind, wenn man ein Sternenkind hat - was Ihr tun könnt. Für Eltern eines Kindes, das viel zu früh, also vor, während oder nach der Geburt gestorben ist, sind die Feiertage oft unerträglich schwer. Auf Küstenkidsunterwegs erzähle ich Euch, warum das für uns der Fall ist und was man an solchen Tagen tun kann, um sie zu überstehen.
 
Die Feiertage überstehen: Das können wir tun
 
Was also kann ich als Sternenmami, was können wir als Eltern von Sternenkindern tun, um die Feiertage besser zu überstehen? Die Antwort liegt, jedenfalls für mich, in der Trauer, aber auch in der Liebe, die ich oben geschildert habe.
 
Denn wenn ich diese Gefühle akzeptiere, all das Schwere, aber auch die Liebe, die ich für meine toten Kinder empfinde, dann kann ich auch akzeptieren, dass die Feiertage schwer sind. Und dass ich traurig sein darf und nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen sein muss. Denn das ist es nicht und wird es vielleicht auch nie mehr sein.
 
Wenn ich diese Tatsache annehme, zusammen mit meiner Trauer und meinem Schmerz, kann ich mich auch von der allgemein verbreiteten Erwartungshaltung lösen, dass an den Feiertagen immer alles toll zu sein hat. Nein, das hat es nicht! Und damit wird es - jedenfalls für mich - schon ein bisschen leichter, weil ich dann nicht mehr gegen Ansprüche ankämpfen muss, die absolut unrealistisch sind und von denen eigentlich auch klar ist, dass ich bzw. dass wir sie ohnehin nicht erfüllen werden.
 
Stattdessen tut es uns gut, wenn wir unsere verlorenen Kinder, unsere Küstensternchen, in diese besonderen Tage und die Feierlichkeiten einbeziehen und ihrer bewusst gedenken. Denn das macht es mir möglich, nicht nur die Trauer und den Verlust, sondern auch die Zuneigung und Liebe zu ihnen zu fühlen. Dann zünden wir am Weihnachtsmorgen oder zum Osterfrühstück z.B. eine Kerze für sie an oder bringen ein kleines Geschenk für sie zum Grab mit.
 
Ja, und es wird tatsächlich auch besser, wenn ich meine verstorbenen Babys an solchen Tagen auf dem Friedhof besuche. Wie ich Euch ja neulich auf Instagram schon schrieb, kostet es mich zwar Überwindung, zum Grab zu gehen, doch es tut zugleich auch unendlich gut und ich bin jedes einzelne Mal froh, es gemacht zu haben.
 
Denn dort kann ich meinen Sternchen bei all dem Schmerz nahe sein. Und bewusst etwas für sie tun, ihr Erdenbett herrichten oder ihnen etwas Schönes mitbringen. Bei all meiner Hilflosigkeit habe ich so das Gefühl, wenigstens etwas Kleines für sie tun zu können. Und manchmal fühle ich mich dann für einen winzigen Moment sogar fast wieder vollständig - auch wenn das nie mehr ganz der Fall sein wird.
 
Was mir an solchen Tagen ebenfalls hilft, meist nach dem Friedhofsbesuch, ist die Umarmung oder einfach die freundliche Gegenwart von Freunden oder anderen lieben Menschen. Die Verständnis dafür haben, dass die Feiertage nicht nur schön, sondern auch schwer sein können. Die vielleicht gar nicht mal viel sagen, aber einen in den Arm nehmen. Die zuhören, wenn man reden möchte, und mit einem schweigen, wenn es keine Worte gibt.  Und die einen auch einfach an die Hand nehmen, wenn man sich selbst nicht aufraffen kann, und mit einem zusammen etwas Schönes unternehmen, wenn man wieder dafür bereit ist. Denn auch das tut gut: Den Weg durch die Trauer zurück ins Leben zu finden und Stück für Stück wieder zu lernen, dass es - irgendwie - weiter geht.

Und so überstehe ich tatsächlich die Feiertage: Indem ich meinen Sternenkindern, meiner Liebe, meiner Traurigkeit und dem Vermissen Raum gebe, mich mit all meinen schwierigen Gefühlen und meinem zerrissenen Herzen von meiner Familie und meinen Freunden angenommen fühle und dann - wenn das geht - wieder etwas kleines Positives unternehme.

Denn dann sind diese Tage tatsächlich so schön und so traurig, wie sie eben sein können, und das ist in Ordnung so.
  
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Ich hoffe, dieser Text hilft Euch als Eltern eines Sternenkinds, als Angehörige oder als Freunde und Unterstützer von Betroffenen zumindest etwas weiter. Vielleicht habt Ihr aber auch ganz andere Vorgehensweisen und Strategien, mit den Feiertagen umzugehen? Ich freue mich sehr über Eure Kommentare, Hinweise und Tipps.

Weitere Beiträge zu diesem harten, aber wichtigen Thema findet Ihr in meiner Rubrik Sternenkinder. Eigene Texte habe ich zum Muttertag für alle Sternenmamis und zu meinem Muttertagswunsch verfasst.  Hilfs- und Unterstützungsangebote, auch regionsübergreifend bzw. deutschlandweit, habe ich Euch in diesem Post zusammengestellt. Hinweise zu einer Art erste Hilfe für Eltern von Sternenkindern gibt es ebenfalls hier auf dem Blog. 

Ahoi und ein bisschen Rückenwind für Euch alle

Eure Küstenmami
 
 
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3 Kommentare :

  1. Hallo Küstenmami,
    ja, die Feiertage sind besonders schwierig. Alle sog. Familienfeste, ob Geburtstage, Hochzeitstage, Weihnachten und andere mehr, tun oft nur weh. Wenn andere fröhlich feiern, wenn wir selbst so gern ebenfalls fröhlich feiern würden, ist da dieser nur schwer zu beschreibende Schmerz. Er ist uns schon vertraut geworden, und doch jedes Mal wieder neu. Man liest und hört oft: "Zeit heilt alle Wunden". Nein, heilt sie nicht! Zeit schafft nur etwas Abstand und Raum, sich mit dem auseinander zu setzen, was ist. Und die Arbeit daran hört nie auf. Ebenso bleibt die Frage nach dem Warum, obwohl wir doch wissen, dass sie sinnlos ist.
    In Kürze sind es 5 Jahre, in denen jemand fehlt. Der nächste Muttertag steht bevor, aber es wird keinen Anruf, kein (unnötiges) Geschenk, keinerlei Zeichen der Liebe geben. Auch auf eine Umarmung ist nicht zu hoffen, weil es niemand versteht.
    Liebe Grüsse
    LO

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    1. Ach, Du Liebe, fühl Dich umarmt, ich denke an Dich!

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    2. Danke für die (virtuelle) Umarmung. Ich hoffe, auch die meine vom 14. Juni 2017 zu deinem Post vom 9. Junii 2017 hat dir gut getan. Viel hilfreicher wäre aber, wenn wir uns wirklich in den Arm nehmen könnten. Für morgen - Muttertag - wünsche ich Dir, dass du nicht nur an die denkst, die du vermisst, sondern auch (und vielleicht noch mehr)an Deine quicklebendigen, gewiss wunderbaren küstenkids mit all ihrer Lebendigkeit und Liebe.
      Liebe Grüße LO

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