Freitag, 24. November 2017

Hilfe für Eltern von Sternenkindern: Der Verein "Trauer um Kinder, die gestorben sind, bevor sich ihr Leben entfalten konnte, in Kiel e.V."

Hilfe für Eltern von Sternenkindern: Der Verein "Trauer um Kinder, die gestorben sind, bevor sich ihr Leben entfalten konnte, in Kiel e.V." Wenn man sein Kind durch eine Fehlgeburt verliert, ist man vor Trauer und Verlust manchmal wie von Sinnen. In Kiel hilft ein Verein den Eltern von Sternenkindern, auch bei ganz praktischen Fragen, wie z.B. dem Begräbnis. Auf Küstenkidsunterwegs findet Ihr das gesamte Interview mit Anne, der zweiten Vorsitzenden des Vereins.
 
Moin, Ihr Lieben!

Wenn man sein Kind durch eine Fehlgeburt oder auf andere Weise verliert, ist man vor Trauer und Verlust oftmals wie vor den Kopf geschlagen. So jedenfalls ging es uns nach dem Tod unserer Sternenkinder, unserer geliebten Babys.
 
Doch es gibt auch Hilfe für Eltern von Kindern, die zu früh gestorben sind. Bei uns in Kiel engagiert sich ein Verein für die so genannten "Sterneneltern" und ihre Familien. Der Verein bietet seelsorgerische Begleitung, aber auch Unterstützung bei den praktischen Fragen an, die in einer solchen Situation anstehen, wie z.B. der Beerdigung des verstorbenen Kindes. 
 
Anne, die im Vorstand des Vereins „Trauer um Kinder, die gestorben sind, bevor sich ihr Leben entfalten konnte, in Kiel e.V.“ tätig ist, erläutert heute im Interview, welche Hilfsangebote es gibt und warum sie sich persönlich im Verein engagiert:
 
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Hilfe für Eltern von Sternenkindern: Der Verein "Trauer um Kinder, die gestorben sind, bevor sich ihr Leben entfalten konnte, in Kiel e.V." Wenn man sein Kind durch eine Fehlgeburt verliert, ist man vor Trauer und Verlust manchmal wie von Sinnen. In Kiel hilft ein Verein den Eltern von Sternenkindern, auch bei ganz praktischen Fragen, wie z.B. dem Begräbnis. Auf Küstenkidsunterwegs findet Ihr das gesamte Interview mit Anne, der zweiten Vorsitzenden des Vereins.
(Gedenken in der Gesprächsgruppe)

Hilfe für Eltern von Sternenkindern: Der Verein "Trauer um Kinder, die gestorben sind, bevor sich ihr Leben entfalten konnte, in Kiel e.V."

Interview mit Anne Rohkohl, der zweiten Vorsitzenden
 
Moin, liebe Anne, ganz herzlichen Dank, dass ich Dich interviewen darf! Was genau macht der Verein „Trauer um Kinder, die gestorben sind, bevor sich ihr Leben entfalten konnte, in Kiel e.V.“ und an wen wendet er sich?

Der Verein bietet Urnengräber für Kinder unter 500 Gramm an, welche vor, während oder kurz nach der Geburt verstorben sind, so genannte Sternenkinder. Dabei ist es egal, welche ethnische Herkunft die betroffenen Eltern haben oder welcher Religion sie angehören.

Welche Begleitung bietet Ihr den Eltern vor, während und nach der Beerdigung?

Im Vorwege haben wir vor allem ein offenes Ohr für Fragen und Bedürfnisse der Eltern. Bei den Formalien für die Bestattung werden die Eltern durch das Bestattungsunternehmen Hauser unterstützt. Die Familien können sich zwischen einer blauen und roten Urne entscheiden und diese mit nach Hause nehmen, um sie zu gestalten. Bei der Beisetzung können die Angehörigen eine kleine Feierhalle auf dem Eichhoffriedhof nutzen. Die Trauerfeier kann dabei durch eigene Texte und Lieder mitgestaltet werden. Es gibt einmal im Jahr für alle, die ein Grab bei uns haben, eine Gedenkfeier. Am Ende der Gedenkfeier gibt es bei einem Kaffee auch die Möglichkeit des Austausches.


Hilfe für Eltern von Sternenkindern: Der Verein "Trauer um Kinder, die gestorben sind, bevor sich ihr Leben entfalten konnte, in Kiel e.V." Auf dem Gräberfeld kann man sein verstorbenes Baby begraben lassen, auch dabei hilft der Kieler Verein.
(Bild von einer Beisetzung auf dem Gräberfeld)

Warum kann eine Beerdigung des verstorbenen Kindes für die zurückgebliebenen Eltern wichtig sein?

Durch die Beerdigung unseres Sohnes wurde mir irgendwie erst richtig bewusst, das ich ihn nicht mehr bei mir habe. Auf der Trauerfeier konnte ich mich nochmal ganz bewusst von ihm verabschieden. Natürlich ist er weiterhin in unseren Gedanken und Herzen bei uns. Gerade in den ersten Wochen und Monaten war der Friedhof für uns ein wichtiger Punkt, um unserem Sohn nah zu sein. Seit der Alltag wieder eingekehrt ist und wir auch wieder Glück empfinden, ist das Grab ein Ort, an dem wir bewusst trauern können. Wenn wir unseren Sohn besuchen, erzählen wir ihm besonders viel von unseren Erlebnissen.

Wie können Hilfen und Unterstützung aussehen, wenn Eltern ein Kind verlieren?

Wenn die Möglichkeit besteht, das ist auch häufig schon bei ganz frühen Schwangerschaftswochen der Fall, würde ich den Eltern empfehlen ihr Kind anzuschauen. Ängste sind hierbei völlig normal, aber unbegründet. Es sind einfach sehr sehr kleine zerbrechliche Menschen. Falls die Eltern nach der Geburt nicht die Kraft haben das Kind anzuschauen, gibt es die Möglichkeit kostenlos Fotos von dem Kind machen zu lassen. Dafür arbeiten heutzutage schon viele Kliniken mit den ehrenamtlichen Fotografen von „Dein Sternenkind“ zusammen, welche sehr ästhetische Bilder machen.
 
Falls die Eltern das Kind nach der Geburt zu sich nehmen, hilft es, dem Kind ganz viel zu erzählen zum Beispiel von dem wunderbaren Moment, als man erfuhr, dass dieses kleine Wesen in einem heranwächst. Falls es Geschwisterkinder gibt, sollten sie auch diese mit einbeziehen. Es gibt kindgerechte Bücher über dieses Thema. Wie in der vorangegangen Frage schon erwähnt, ist auch die Beerdigung ein wichtiger Schritt für die Trauerarbeit, dabei ist es jedem selbst überlassen, ob er eine Sammel- oder eine Einzelbestattung im Sarg oder der Urne möchte. Es gibt dafür spezielle Grabfelder nur für Sternenkinder, aber auch im Familiengrab können sie beigesetzt werden.
 
Ich finde es auch schön, eine Erinnerungskiste von seinem Sternchen zu machen mit Sachen, die einen an sein Kind erinnern. Außerdem ist es schön, eine Kerze zu haben, welche man anzündet, wenn man an das Kind denkt. Vielen Eltern hilft es, seinem Kind einen Engel an die Seite zu stellen als Beschützer und Begleiter. Mir haben besonders Gespräche geholfen, egal ob mit Freunden, Verwandten, aber vor allem mit anderen betroffenen Eltern. Auch Einzelgespräche mit Therapeuten können helfen.

Welche Unterstützung bietet der Verein für die Eltern?

Das Begräbnis mit der Trauerfeier ist der Schwerpunkt des Vereins. In diesem Zusammenhang bietet der Verein für die betroffenen Eltern jährlich eine Gedenkfeier an. Außerdem arbeitet der Verein mit der Trauerberaterin Rita Becker zusammen. Sie leitet eine Gruppe für trauernde Eltern jeden zweiten Donnerstag im Monat. Außerdem gestaltet der Verein die Gedenkfeier zum Weltgedenktag für Sternenkinder mit. Diese findet jedes Jahr am zweiten Sonntag im Dezember statt. In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal ein Sommerfest mit einem Gedenkgottesdienst organisiert. Hier konnten betroffene Eltern sich austauschen und erinnern. Wir haben ständigen Kontakt mit Psychologen und Hebammen, durch diese Vernetzung können wir nun auch einen Rückbildungskurs für verwaiste Mütter anbieten.

Hilfe für Eltern von Sternenkindern: Der Verein "Trauer um Kinder, die gestorben sind, bevor sich ihr Leben entfalten konnte, in Kiel e.V." Es findet immer ein Gottesdienst zum Weltgedenktag für Sternenkinder statt.
(Ein Lichtermeer beim Gottesdienst zum Weltgedenktag für Sternenkinder)

Gibt es sonst Treffen für betroffene Eltern beziehungsweise die Möglichkeit des Austausches mit Gleichgesinnten?

Ich möchte Betroffenen, welche aus zeitlichen oder emotionalen Gründen an den oben genannten Angeboten nicht teilnehmen können, trotzdem eine Möglichkeit zum Austausch geben. Hierzu gibt es eine geschlossene Facebookgruppe - „Trauer um Kinder Kiel“. Außerdem werden die Mitglieder auch hier über Veranstaltungen informiert.

 Welche Funktion hast du im Verein und wie bist du dazu gekommen?

 Ich bin zweite Vorsitzende und vertrete damit zusammen mit Christa Schmaljohann den Verein. Wir sind gerade dabei unsere Website zu erneuern. Außerdem gibt es einen neuen Flyer, mit neuem Logo. In Zukunft möchten wir noch mehr in der Öffentlichkeit über den Verein und über das Thema Sternenkinder informieren.

Die Arbeit des Vereins liegt mir am Herzen, da ich selbst eine betroffene Mama bin. 2014 bin ich unerwartet schwanger geworden. Die Freude darüber war riesengroß, leider wurden ab der 12. Woche unterschiedliche schwere Defekte festgestellt. Nach mehreren Diagnosen und Untersuchungen stand fest, dass unser Kind nicht überleben wird. Wir entschieden uns für einen geplanten Abbruch. Als wir unseren süßen kleinen Engel in der Hand hielten war das der schrecklichste, aber auch schönste Moment. So ein kleines perfektes Wesen. Wir waren sofort verliebt. Wir machten Fotos, streichelten und küssten ihn. Wir erzählten von den Erlebnissen in der Schwangerschaft. Die Tage und Wochen nach der Geburt sind wie in einem Nebel, wir haben irgendwie weiter gemacht. Haben uns immer wieder die Bilder angesehen und viel geredet. Die Beerdigung und die Trauerfeier waren zwar schwer, aber hier konnten wir uns nochmal von unserem Kind verabschieden und wir hatten auch endlich einen Ort, um es zu besuchen.
 
Doch ich wollte mich mit anderen austauschen, ich hatte das Gefühl, dass mir das helfen würde. Ich begab mich also online auf die Suche nach Angeboten, denn weder meine Hebamme, noch meine Frauenärztin konnten mir in diesem Punkt wirklich weiter helfen. Nach langem Suchen fand ich die Gesprächsgruppe von Rita Becker. Ich fühlte mich hier wirklich gut aufgehoben mit meinen Gefühlen und Fragen. Hier fand ich einen Ort zum Trauern, aber auch Hoffnung. Nachdem 2,5 Jahre nach unserem Verlust endlich unser Folgewunder da war, hatte ich das Bedürfnis, über das Thema Sternenkinder zu informieren. Ich möchte Betroffenen Mut machen und Freunden und Angehörigen von Betroffenen die Angst vor der Thematik nehmen. Ich möchte, dass Betroffene schneller und genauer informiert werden, durch Klinikpersonal, Frauenärzte und Hebammen.

Warum wird jetzt ein Rückbildungskurs angeboten und wie ist dieser organisiert?

Durch die Gespräche mit den betroffenen Müttern wurde deutlich, dass eine Rückbildung oft notwendig ist, nicht nur um den Beckenboden wieder in Form zu bringen, sondern auch um die Babypfunde schneller zu verlieren. Allerdings möchten die Frauen dies verständlicherweise nicht mit Mamas von lebenden Kindern durchführen. Der Kurs wird derzeit einmal wöchentlich Freitagabend angeboten.

Hilfe für Eltern von Sternenkindern: Der Verein "Trauer um Kinder, die gestorben sind, bevor sich ihr Leben entfalten konnte, in Kiel e.V." Wenn man sein Kind durch eine Fehlgeburt verliert, ist man vor Trauer und Verlust manchmal wie von Sinnen. In Kiel hilft ein Verein den Eltern von Sternenkindern, auch bei ganz praktischen Fragen, wie z.B. dem Begräbnis. Auf Küstenkidsunterwegs findet Ihr das gesamte Interview mit Anne, der zweiten Vorsitzenden des Vereins.
(Das Logo des Vereins „Trauer um Kinder, die gestorben sind, bevor sich ihr Leben entfalten konnte, in Kiel e.V.“)


Wie werdet Ihr als Verein finanziert?

Einerseits wird der Verein durch Spenden finanziert, diese kommen momentan zu einem großem Teil von den Kirchen. Natürlich bekommen wir auch Spenden von Betroffenen oder deren Angehörigen. Außerdem wird der Verein finanziell durch deren Mitglieder getragen. Wer spenden (Spendenkonto des Vereins „Trauer um Kinder, die gestorben sind, bevor sich ihr Leben entfalten konnte, in Kiel e.V.“: IBAN: DE17 5206 0410 0006 4330 30) oder den Verein anderweitig unterstützen möchte, ist herzlich willkommen!

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Ganz lieben Dank, Anne, für das ausführliche Interview! Toll, dass Du Dich so engagierst, und schön, dass es Euch als Verein gibt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig und wertvoll solche Hilfsangebote für Sterneneltern direkt vor Ort sind!
 
 Weitere Beiträge zu diesem harten, aber wichtigen Thema findet Ihr in meiner Rubrik Sternenkinder. Hilfs- und Unterstützungsangebote, auch regionsübergreifend bzw. deutschlandweit, habe ich Euch in diesem Post zusammengestellt.
 
Ahoi - Ihr seid nicht alleine!
 
Eure Küstenmami
 
 
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